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Takata: Das steckt hinter den Airbag-Rückrufen

Veröffentlicht in Sicherheit

Fälle wie der Skandal um den japanischen Autozulieferer Takata sind extrem selten. Als einer der Marktführer im Segment der Airbags wurden in diesem Konzern in den 1990er Jahren eine Reihe tragischer Fehlentscheidungen getroffen, die für millionenfache Automobilrückrufe gesorgt haben. Der Skandal um seine fehlerhaften Produkte hat mittlerweile zum Konkurs des Unternehmens geführt. Wir haben die Hintergründe recherchiert!

Driver airbag stored.JPG - cc-by-sa 3.0 - © alexauto321/Wikimedia Commons cc-by-sa 3.0 - © alexauto321/Wikimedia Commons Als der Unternehmer Takada Takezo eine nach seinem Familiennamen benannte Textilfirma im Jahr 1933 gründete, waren die späteren Verstrickungen des daraus hervorgegangenen Konzerns noch nicht abzusehen. Mit dem Siegeszug des Automobils im Japan der 1950er begann das Unternehmen mit der Herstellung von Sicherheitsgurten. In der Folge wandelte sich Takata zum Automobilzulieferer, der neben Textilprodukten wie Sicherheitsgurten auch Kunststoffteile, Lenkräder, Elektronikbauteile und die später so berüchtigten Airbags herstellte.

Wie konnte es zu den Airbag-Problemen kommen?

Damit sich der Airbag im Falle eines Aufpralls innerhalb weniger Millisekunden auf seine volle Größe aufzupusten und so die Insassen schützen kann, kommen darin hochexplosive Substanzen zum Einsatz. Welcher Sprengstoff dabei in welcher Menge benötigt wird, ist genau auf den jeweiligen Airbag abgestimmt. Im Falle einer Zündung muss einerseits genügend Sprengwirkung vorhanden sein, damit sich der Luftsack schnell und vollständig aufbläht, andererseits darf die Sprengkraft nicht so hoch sein, dass sie die harten Bestandteile der Konstruktion zertrümmert und als Schrapnelle in den Fahrzeuginnenraum schleudert.

Der Takata-Skandal, der mittlerweile zu mehreren Todesfällen und dem größten Rückruf der Automobilgeschichte geführt hat, hat seinen Ursprung in den 90er Jahren. Damals wechselte Takata aus Gründen der Kostenersparnis den Sprengstoff in seinen Airbags. Der neue Sprengstoff war deutlich preiswerter und stellte zunächst scheinbar keine erhöhte Gefahr dar. Das sogenannte Ammoniumnitrat, das damals eingeführt wurde, wird allerdings mit der Zeit instabil. Hinzu kommt außerdem, dass es offenbar Probleme mit der Qualitätskontrolle in einem der Takata-Werke gab. Besonders unter der Einwirkung von Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit zersetzt sich der Treibstoff nach und nach in andere Verbindungen, die schneller zünden und zu einer noch stärkeren Explosion führen. In der Folge zerreißt die Explosion den sogenannten Gasgenerator im Airbag, die Trümmerstücke fliegen wie Granatsplitter in den Fahrgastraum.

Das folgende Video zeigt das Auslösen eines solchen fehlerhaften Gasgenerators in Zeitlupe:

Ein beispielloser Rückruf nimmt seinen Anfang

Wann die ersten Unfälle durch fehlerhafte Takata-Airbags aufgetreten sind, lässt sich nicht mit einhundertprozentiger Sicherheit sagen. Ein großer Fahrzeughersteller gibt jedoch an, dass ihm im Jahr 2010 bereits mehr als 30 Ereignisse bekannt waren, bei denen Fahrzeuginsassen durch eine Airbag-Fehlauslösung verletzt wurden. Der erste Rückruf im Zusammenhang mit den fehlerhaften Gasgeneratoren begann im Jahr 2013, seitdem wurden alleine in den USA mehr als 40 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen, weltweit mehr als 100 Millionen Autos. Der Takata-Rückruf ist damit der größte Automobil-Rückruf aller Zeiten.

Aufgrund der schier unglaublichen Zahl betroffener Fahrzeuge wurde der Rückruf von Beginn an in mehreren Teilschritten geplant. Dabei wurden zunächst Fahrzeuge zur Überarbeitung einbestellt, deren Airbags aufgrund Ihres Alters und den Witterungsbedingungen in ihrem Einsatzgebiet besonders gefährlich waren. Um die Gefahr möglichst schnell zu bannen, erhielten einige Fahrzeuge außerdem einen neuen Airbag des gleichen Typs, wenn keine Alternativen verfügbar waren. Behörden und Fahrzeughersteller entschieden sich damals für diese Zwischenlösung, obwohl sie bedeutet, dass diese Autos noch ein weiteres Mal zurückgerufen werden mussten, um zwischenzeitlich weitere Unfälle zu verhindern. Im Rahmen eines zweiten Rückrufs werden die Airbags dieser Fahrzeuge durch langfristig sichere Modelle anderer Hersteller ersetzt. In den USA sollte dieser letzte Schritt laut der Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA bis zum 31.12.2019 abgeschlossen sein, für andere Länder liegen uns derzeit keine Informationen vor.

Der Rückruf wird mit enormem Aufwand betrieben

Fahrzeughersteller und Behörden haben mittlerweile nicht nur Milliarden in den Rückruf selbst, sondern auch in Werbe- und Aufklärungskampagnen investiert, um möglichst viele Verbraucher zu erreichen. 

Allein die US-Sparte des japanischen Herstellers Honda, an die Takata besonders viele fehlerhafte Airbags geliefert hatte, hat nach eigenen Angaben anlässlich des Rückrufs mehr als 157 Millionen Briefe und 3,6 Millionen SMS-Nachrichten an ihre Kunden versandt. Außerdem durchsuchten Mitarbeiter des Unternehmens Schrottplätze nach fehlerhaften Airbags und besuchten Besitzer besonders gefährdeter Fahrzeuge zuhause. Auf seiner Webseite gibt Honda außerdem an, Privatdetektive mit der Suche nach bislang verschollenen Fahrzeugen beauftragt zu haben.

Was ist aus Takata geworden?

Das Unternehmen selbst bekannte sich im Jahr 2017 im Zusammenhang mit dem Skandal des Betrugs schuldig und akzeptierte damit eine Geldstrafe in Höhe von einer Milliarde US-Dollar. Neben den Mängeln bei der Qualitätskontrolle und der Lagerung explosiver Treibmittel wird dem Unternehmen vorgeworfen, Sicherheitstests gefälscht, Unterlagen vernichtet und Rückrufmaßnahmen verzögert zu haben. Am 11.04.2018 meldete Takata schließlich Konkurs an und wurde von einem Konkurrenten aufgekauft.

Fazit

Der Markenname Takata wird aus gutem Grund nicht mehr auf Airbags verwendet, steht er in diesem Zusammenhang doch für einen der größten Skandale der jüngeren Automobilgeschichte. Dieser Fall zeigt eindrucksvoll, welche Folgen es haben kann, wenn Sicherheitsbedenken unbedacht beiseitegelegt werden – und wie weite Kreise ein solcher Fehler in Zeiten globaler Lieferketten und unendlich komplexer Handelsbeziehungen ziehen kann. Außerdem macht er deutlich, wie wichtig die Überwachung der Sicherheit unserer Fahrzeuge durch unabhängige Stellen ist.

Takata war glücklicherweise der einzige Hersteller von Gasgeneratoren für Airbags auf Basis von Ammoniumnitrat. Mittlerweile haben alle ehemaligen Takata-Kunden öffentlich bekundet, zukünftig keinerlei Komponenten zu verwenden, die diesen Stoff enthalten.

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Fotos dieses Artikels:
Quelle: AUTOFAHRERSEITE.EU, Alexauto321/Wikimedia Commons (cc-by-sa 3.0)


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